Sonntag, 8. November 2009

Lok Traisen - Stössing 4:0 (1:0)

Aufstellung:


Empl

P.Girsch

Nader - Kienböck A.

Luger - Eroglu - Stölner - Wagner

Thürauer

Kothmeier - Weber

Wechsel: Seltenheim für Stölner (45. Min), Stöss für Kienböck (45. Min), Haiderer für Luger (45. Min), Hinteregger für Weber (60. Min), Kienböck R. für Wagner (65.Min)

Tore: 1:0 Weber (Eroglu, 20. Min), 2:0 Hinteregger (Nader, 66.Min), 3:0 Haiderer (Kothmeier, 75.Min), 4:0 Kothmeier (Seltenheim, 85.Min)

Hier nun der lyrische Spielberichtsversuch von Hrn. Wagner - man kann getrost sagen: Gottseidank spielt er nicht so, wie er schreibt:


Die erste Überraschung: Das Wetter ist wirtlicher als jahreszeitenbedingt zu erwarten wäre. Der Nebel hängt zwar dicht über dem Prinzenpark aber der Wind ist still, die Temperaturen lassen den Atem kaum in Erscheinung treten und trocken ist es auch. Tee mit Rum bleibt diesmal in der Thermoskanne.
Die zweite Überraschung: Die Brandrede ist wieder da. Torhüter Empl hat den Schock der weltweiten Verbreitung einer seiner sagenhaften Kabinenpredigten via Youtube gut verdaut (187 Aufrufe!) und sagt nur ganz kurz etwas zu seinen Burschen. Zusammengefasst: Bisher brav gespielt, nicht überheblich werden, der heutige Gegner ist stark, die Lok möge 2009 ungeschlagen bleiben. Es wird artig applaudiert, Wettkampfstimmung soll aufkommen. Nach den starken Worten hat es Lokführer Girsch P. naturgemäß schwer, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Spieler scharren bereits mit den Stoppeln am Fliesenboden. Es harren dann doch alle aus, schließlich ist es nicht uninteressant zu wissen, wer wo spielt. Mit geschicktem Understatement visualisiert Girsch auf schlichtem grauen Papier die Aufstellung. Keine Überraschung; Das bewährte 5-5-2 (oder 3-4-3 oder 3-2-3-2, es liegt im Auge des Betrachters) gibt die Geometrie am Spielfeld vor. Hier ist jedenfalls mehr taktische Kontinuität zu erkennen als bei den Münchner Bayern.
Auf geht es zum Warmmachen. Nach einem Jahr des streng kollektiv durchgeführten Aufwärmens unter der Anleitung von MC Luger wird seit dieser Saison verstärkt auf Individualisierung gesetzt. Die Lok ist sportwissenschaftlich voll auf der Höhe: Dehnen, traben, schießen, flanken, passen, rauchen, Bälle aufpumpen – jeder weiß selber, was sein Körper braucht.

Anpfiff. Der Gegner heißt Stössing und spielt heute nicht nur für sich sondern auch stellvertretend für 5 andere Mannschaften der Hobbyliga. Mit einem Punktegewinn im Prinzenpark soll die Meisterschaft spannend gehalten werden. Ein Solo der Lok ist nur im Sinne einer Mannschaft. Derart motiviert tragen die Stössinger ihren Teil zu einem von Beginn an flott geführten Spiel bei. Beide Mannschaften vertändeln wenig Zeit im Mittelfeld, die Bälle rauschen hüben wie drüben hurtig in die Spitze. Auffallend bei Stössing ist die Melange der Generationen und Körpergrößen: Da stehen einige alte Recken am Platz, die vom Anbeginn der Hobbyligahistorie ihres Vereins berichten können, daneben junge Spunde, die dank niedrigem Schwerpunkt quirrlig und frech aufspielen, im Kampf Mann gegen Mann aber noch zu papieren sind. Keine Frage, hier entsteht etwas.
Zurück zum Spiel. Die Lok erarbeitet sich ein optisches Übergewicht. Hauptverantwortlich dafür zwei Akteure: Thürauer und Alper. Thürauer trotzt seinen multiplen Zerrungen und tut das, was er immer tut. Mal hält er die Bälle im Zentrum geschickt, mal verteilt er sie rasch und wenn sich beide Optionen nicht anbieten, zieht er das Foul. Das bringt Ruhe und Ordnung. Alper im defensiven Mittelfeld ist die Entdeckung der Saison. Was hat er seinen Kameraden nicht für Kopfschmerzen bereitet noch vor wenigen Monaten: Die Haken zu weit, die Tacklings einen Hauch zu pomadig, die Bälle so lange am Fuß, bis der Gegner erfolgreich stört. Doch jetzt ist alles anders. Alper zaubert einen Hauch von Copacabana in den Prinzenpark. Die Finten sitzen, die Frucht klebt am Fuß, zwei, drei Gegner fahren hölzern ins Leere, die Pässe kommen präzise beim Adressaten an. Eben dieser Alper setzt in Minute 20 ein Ausrufezeichen. Weit draußen auf der rechten Seite wird er longline bedient, eingeklemmt zwischen Seitenoutlinie und Gegenspieler befreit er sich trickreich, drei schnelle Schritte und mehr gefühlt als gesehen schlägt er die Maßflanke aufs kurze Eck des Fünfers. Dort steht Weber in der Luft und legt mit der Stirn das Leder behutsam in den Kasten. Freilich hätte der Tormann um eine Zehntelsekunde früher reagieren können, trotzdem ein wunderbarer Vortrag der Lok und die verdiente Führung.Stössing bleibt zunächst unverdrossen, das eine oder andere Mal gelingt über die Seiten ein gefälliger Spielzug. Nachhaltig ist das alles aber nicht. Nur einmal kommt Gefahr auf, mehrere stössinger Fußspitzen strecken sich im Strafraum zum Ball, jedoch es bleibt beim Versuch. Die Parade-Bemühungen von Empl reichen aus, um Schiedsrichter Nakladal erfolgreich ein Tormannfoul vorzugaukeln. Mit 1:0 geht es in die Pause, aus Sicht der Lok wenig zufriedenstellend. Da hätte es durchaus öfter klingeln können. Weber hatte von halb Rechts gut abgezogen, der Tormann reagierte diesmal zur rechten Zeit. Kothmeier war mehrmals unglücklich, am meisten mit sich selbst. Einige gefällige Distanzschüsse, ein Freistoß küsste die Stange. Einmal steckte er gleichzeitig mit der Ballannahme dem in seinem Rücken befindlichen Gegner das Runde durch die O-Beine, legt sich so die Torchance quasi selber auf, wirbelt um die eigene Achse, doch der Abschluss war zu hastig.

Zur zweiten Halbzeit kommen bei der Lok drei frische Akteure und noch immer bleiben zwei Hochkaräter draußen. Länge und Tiefe der Bank sind eines Meisters würdig. Nicht einfach, alle bei Laune zu halten. Heftiges rotieren ist keine Lösung, so gesehen in Kasten, als der Lok in Hälfte zwei schwindlig wurde. Stöss darf für Kienböck ran, Haiderer für Luger. Seltenheim, wohl aufgrund einer parteipolitischen Sonntagsrede verspätet angereist, ersetzt Stölner jun. Der hat sich rechtzeitig aus dem Spiel genommen, bevor Hauptsponsor Stölner sen. dem Sohn auf die blassen Beine sehen kann. Apropos Sohn: Lok-Gründungsmitglied Reichl hatte vor gut 9 Monaten eingenetzt, gestern ist ein Maximilian heraus gekommen. Warum er die Partie ausgelassen hat, gilt es trotzdem noch zu klären. Entweder leidet er an postnataler Wochenbettdepression oder er wollte sich um die obligatorische Kiste Bier drücken. Beides kein Grund. Apropos Kiste Bier: Die hat Stölner jun. gespendet. Wieder ein Jahr älter, rückt für ihn der Tag näher, an dem das sportliche Alter zum tatsächlichen passt. Hält er die Form, wird es 2021 so weit sein. Apropos Form: Die Lok ist weiter gut drauf, beherrscht Stössing klar. Nur im Ergebnis findet die Überlegenheit nicht gleich ihren Ausdruck. Erstaunlich sind Naders Vorstöße, der sonst selten einen Fuß in die Hälfte des Gegners setzt. Einmal bedient er Weber mit einem herrlichen Pass in die Tiefe des Sechzehners, doch nichts wird daraus. In der 66. Minute entscheidet Weber die Partie. Er geht, Hinteregger kommt. Und trifft. Der Innbegriff des Jokers schlägt eiskalt zu. Alles Weitere ist Zugabe. Am aufregendsten wohl noch ein derbes Foul an Wagner. Der gurkt links draußen auf engem Raum den ersten Gegenspieler, schlägt einen Haken am zweiten vorbei und erst eine scharfe Sense lässt ihn auf den Rasen sinken. Der Knöchel ist blau, der Sensenmann hätte der Karte im selben Farbton ansichtig werden müssen. Die bleibt aber fest in der Brusttasche des Schiedsrichters stecken. Haiderer trifft in der 75. zum 3:0 und Kothmeier justiert am Ende sein Visier doch noch richtig. Diesmal klebt er die Haut per Freistoß unhaltbar ins Eck.

Keine Überraschung am letzten Spieltag. 4:0, die Lok ist Herbstmeister, im Kalenderjahr 2009 gar ungeschlagen. Wer da nicht überheblich in die Rückrunde geht, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.