Aufstellung:
Empl - Käfer, Thürauer, Reichl - Luger, Girsch, Kraus, Wagner, Weber H. -
Weber M., Haiderer
Tore: 1:1 Weber H., 2:1 Wagner Love, 3:2 Weber M., 4:4 Girsch
Wechsel: Schöpf, Lexi, Max
"2:9" hämmert Sportpsychologe und Torwartrecke Empl seinen
Sportkameraden in der Kabine beim mentalen Warmmachen in die Köpfe. Ob die
Erinnerung an die größte Schmach in der Vereinshistorie Motivations- oder
Bleispritze für die Beine ist, das Spiel wird eine eindeutige Antwort
schuldig bleiben.
Zu Beginn wirken die Akteure der Lok jedenfalls nicht gerade spritzig.
Innermanzing wirbelt mit schnellem Umschaltspiel die Raumordnung der Lok ein
ums andere Mal gehörig durcheinander. Vorwiegend über die rechte Seite der Lok
rollen die Angriffe des Gegners, wo sich Käfer mit Fortdauer der Partie zu
einer großen Leistung emporschwingt. Im Zentrum sind die Probleme nicht
geringer, die Lok versteht es nicht, die aus ihrem defensiven Mittelfeldverbund
schnell herauskombinierenden Innermanzinger zu stoppen. Da fehlt zweifelsfrei Nader als Staubsauger. Das Gegentor lässt in
Form eines verwandelten Strafstoßes nicht lange auf sich warten: Ein
durchbrechender Innermanzinger nimmt im Strafraum das dürre Gebein Reichls, dem
kaum eine aktive Bewegung in Richtung Gegner vorgeworfen werden kann, zum
willkommen Anlass, um sich lautstark einzuhaken, niederzusinken und die
Trillerpfeife des Schüdsrichter zu einem scharfen Pfiff zu nötigen. Ein
typischer Elfer der Marke "muss man geben, wenn man keine Superzeitlupe
zur Verfügung hat, wo man klar sieht, dass der Stürmer gegen das unbewegte Bein
des Verteidigers tritt und deshalb fälllt". Also ein korrekter Pfiff, es
gibt ja keinen Videobeweis. So wie sich der Blatter und der Greisenrat des
International Football Association Board anstellen, wird die Hobbyliga hier noch Vorreiter sein.
Und dabei wären wir auch beim großen Thema des Spiels. Der Schüdsrichter! Jung
ist er, motiviert ist er, vom Verband ist er und ein Hobbyligamatch pfeift
er zum ersten Mal. Zunächst tut er das so, wie man es nur aus dem Fernsehen
kennt: Erbarmungslos wird jedes Vergehen nach den Buchstaben des Strafkatalogs
geandet. Foul von hinten - seit Jahrzehnten gebilligte Zweikampfverhalten in
der Hobbbyliga - Gelb. Eine aussichtslose Steilflanke als Stürmer mit der Hand
herunterfangen - Gelb. Beide Fälle betreffen übrigens Lok-Spieler. Trotzdem im
Grunde sympathisch, denn die Lok hat es nie recht verstanden,
warum auf Hobbyniveau von Schiedsrichters Gnaden sanktionslos härter gespielt
wird als in der Champions League. Ball gespielt ist dann eben nicht
hinreichender Grund, dass eine Attacke kein Foul ist. Allerdings, der
Schüdsrichter hält seine Linie nicht. Kann er auch nicht, so er nicht will,
dass die Partie wegen zuweniger Spieler am Feld vorzeitig beendet werden muss.
Die daraus resultierende Inkonsequenz findet ihren Höhepunkt, als der schon
vorbelastete Weber M. frustriert und mit Ansage von hinten in die Beine des
Gegners langt. Klar Gelb und in logischer Regelkonsequenz nachfolgend Rot.
Es bleibt aber bei einer allerallerletzten scharfen Ermahnung und der
Ankündigung, dass die nächste Kleinigkeit mit dem Platzverweis belohnt wird.
Glück für die Lok.
Die Lok findet im Lauf der ersten Halbzeit langsam ins Spiel und
schickt auf dem tiefen Platz die gegnerische Abwehr einige Male in
den Schwimmunterricht. Weber H. ist es schließlich, der Kothmeier am
Freistoßpunkt gekonnt ersetzt und den syntaktischen Schaum ins Kreuzeck hebt.
1:1
Die Lok ist weiter im Vorwärstgang: Über Links steckt Weber H. auf Wagner Love
durch, der ist schon im Strafraum, plant gedanklich den scharfen Stangler auf
die Kollegen im Fünfer, doch bevor die elektrischen Impulse unaufhaltsam von der Großhinrrinde Richtung Gelenkapparat feuern, sieht er in einem Zustand des Satori, dass einige
Verteidigerbeine das verhindern würden und der Torhüter mittelprächtig
postiert ist. Eine simple Wahrscheinlichkeitsrechnung wenige 100stel
Sekunden später lässt den vielversprechendsten Weg zum Torerfolg so einfach wie ein simples Abstaubertor erscheinen: Die Kunsthaut über
den Goalie hinweg schlenzen, an die Innenseite der Stange setzen und dann
hoffen, dass nicht ein entbehrlicher Flügelschlag eines Schmetterlings in
Neuseeland dafür sorgt, dass der Ball raus statt reinspringt. Wobei man im Satori selbst den kontrolliert. 2:1
Die Freude hält bis ca. 45 Sekunden nach Anstoß. Steilpass durchs
Abwehrzentrum der Lok und 2:2. Kurz vor der Pause nutzt dann der in einigen Paralleluniversen schon
lange geduschte Weber M. eine Konfusion in der Innermanzinger Abwehr und stellt
auf 3:2.
Das Pausengeschehen wäre nicht berichtenswert, würde nicht eine knappe
Stunde später Haiderer darin den Grund für den weiteren, suboptimalen
Spielverlauf sehen. Also was passiert? Die Spieler der Lok lümmeln, liegen und sitzen einfach rum. Klar, aktives Warmbleiben geht anders,
aber immerhin wird weder eine Hülse geöffnet noch ein Feuer im Ofen gemacht.
Fest steht: Den Beginn von Hälfte zwei hätten elf Prinzessinnen aus
Dornröschen nicht tiefer verschlafen können. Konter, Flanke, der baumlange
Stürmer von Innermanzing wuchtet mutterseelenalleine den Ball mit der Stirn unter die Latte. 3:3.
Gleich darauf wieder alles offen im Rückraum der Lok, trotzdem nur ein
halbherziger Flachschuss aus 20 Metern mitten aufs Tor, aber auf dem nassen
Rasen verwandelt sich Reibungswiderstand aus einem Grund, der mit Physikwissen
aus der 2. Volks nicht erklärbar ist, in Beschleunigungsenergie und so flitzt
der Ball unter Empls Handschuhen ins Netz. 3:4
Es folgt der eher verkrampfte Versuch der Lok, das Spiel noch zu wenden. Bestes
Beispiel: Wagner Love kann sich des gedanklichen Konstrukts des ins Tor
geschlenzten Flankenballs nicht mehr entledigen und schlägt einen Corner um den
anderen parallel zur Torlinie in die Hände des Torhüters. Um wenigstens dem das
Erfolgserlebnis nicht mehr zu gönnen haut Wagner Love seinen letzten Corner
gleich hinters Tor. Auf der anderen Seite versäumen es die Innermanzinger mit
ihren im Ansatz sehr professionell vorgetragenen Kontern den Sack zuzumachen.
Dadurch bleibt die Hoffnung der Lok auf ein X bis zum Schlusspfiff am Leben.
Tatsächlich schließt sich der Kreis des Spiels mit einem Elfer und einem
Schüdsrichter im Mittelpunkt: Einwurf Lok, steil auf Schöpf, der im Strafraum
wie ein Stück Billiglaminat der Länge nach auf den Boden klatscht. Elfmeter. Und
er hätte doppelt ausgeführt werden müssen, denn Schöpf hat bei seiner
Einwechslung angesagt, den Gegner in ein Elferfoul zu treiben. Girsch trabt in
der 94. Minute an und netzt gegen den Ersatzgoalie mit etwas Glück. 4:4 und Endstand.
Da
fallen bei Innermanzing entgültig die Sicherungen. Der Schüdsrichter wird wüst
beschimpft, Schläge werden angedroht. Warum? Nein, nicht wegem dem Elferpfiff,
der war korrekt. Nein, der Einwurf der Lok davor sei zu weit vorne ausgeführt
worden. Na ja, da könnte man genauso gut den Schmetterling von weiter oben
bemühen.
Bemerkenswert am Ende sind vier Dinge:
1. Der Schüdsrichter ist nicht feig und zeigt nach (!) Schlusspiff einem
Innnermanzinger für seine Verbaldiarrhö Rot. Vielleicht kann sich jemand erkundigen, ob er - der Schüdsrichter - gut
nachhause gekommen ist.
2. Wagner Love scheitert daran, im offenen Diskurs herauszufinden, warum
"Schwuchtel" und "Conchita" von einigen Innermanzingern als
Schimpfwort gemeint sind. Vielleicht sind sie ja mit ihrem Bartwuchs nicht zufrieden. Aber eigentlich wurscht.
3. Girsch ist beim Elfmeter tiefenentspannt, weil er denkt, die Lok läge 2
Tore im Rückstand. Erst als der Gegner mit seinem Handeln Girsch zuvor kommt, den Ball aus dem Netz zu fischen und Richtung Mittelauflage
zu sprinten, dämmert es ihm, dem Girsch.
4. Die Feuerwehr von Prinzersdorf hat beim Stockschießen einen Ast.
Fazit:
Bei der Lok gilt "Spiel = Training", daher "2 Spielabsagen =
großer Trainingsrückstand". Insofern darf bei stabilem Spielplan auf einen
Aufwärtstrend gehofft werden.