Sonntag, 18. April 2010

Testspiel: Lok Traisen vs Lokomotive Landstraße 8:6

11.4.2010 - Prinzenpark

Eisenbahnausstellung im Prinzenpark: Lok Traisen gegen Lokomotive Landstraße. Beide Teams bereiten sich mit dem Testmatch auf die Rückrunde in ihrer jeweiligen Hobbyliga vor. Schon im letzten Jahr gab es die Begegnung, damals in Wien auf Kunstrasen blieb die Zuggarnitur aus St. Pölten auf dem harten, körnigen Geläuf mit 4:1 erfolgreich. Auf lebendem Grün in der niederösterreichischen Pampa wird nun in aller Freundschaft rückgespielt.

Woher die Namensgleichheit beider Teams kommt ist sonnenklar: Babs Rosenkranz holt hüben wie drüben keine Stimme, der seltsame Typ von den Christen genauso viele. Irgendwann im vorigen Jahrtausend wird es bei den Jungs von der Landstraße ähnlich gewesen sein wie bei jenen vom Traisenufer: In einer verrauchten Wirtshausstube brüten die vorwiegend langbehaarten Gründungsmitglieder darüber, ob es Torpedo, Dynamo oder Lokomotive werden soll.

Genug der Politik, es wird gekickt und der Anlass ist durchaus ernsthaft. Die Wagons der Lok Traisen kommen nach der langen Winterpause zum ersten Mal zusammen, es gilt Spielpraxis, Konditionstraining, Taktikschulung und Feinabstimmung in 90 Minuten unter zu bringen. Klingt unmöglich, ist aber für die Lok eine ganz typische Vorbereitung, die sich schon oft bewährt hat und in ihrer Ökonomie nicht zu überbieten ist. Lokführer P. Girsch hat seine Form als Taktikfuchs bereits gefunden, detailliert zerlegt er die Viererkette des Gegners in ihre Einzelteile und gibt als Gegenmittel heftiges Pressing aus.

Von Forecheckin ist bei der Lok aber anfänglich nichts zu sehen bzw. wird es falsch interpretiert. Wenn sich immer nur ein Spieler aufrafft, dem Gegner beim Herausspielen hinter her zu traben und die anderen 20 Hände in den sprichwörtlichen Hosensäcken verschwinden, dann mag das viel sein, Forechecking ist es sicher nicht. Prompt wird die pomadige Einstellung bestraft, Lokomotive Landstraße fährt in den Strafraum der Lok Traisen ein und befördert den Ball ins Tor - 0:1.

Es geht nicht wirklich ein Ruck durch die Lok aber die Konzentration steigt doch merklich an. Gefälliges Spiel, v.a. über die linke Flanke, bringt eine Flut an Toren. Die so stark geredete Viererkette des Gegners ist löchrig wie ein mottenzerfressenes Netzleiberl aus den 80ern. In die Halbzeit geht es mit einem unglaublichen 8:3. Zufriedenheit ist trotzdem nicht angebracht bei der Lok, Tempo und Kombinationsfluss waren alles andere als hobbyligatauglich. Aber weil die Führung gar so komfortabel ist, wäre es übermotiviert, lässig in die 2. Halbzeit zu gehen. Also entscheidet man sich kollektiv für die Paralyse. Die Landstraßler dagegen reißen sich am Riemen, übernehmen das Kommando und schießen die Tore. Mit einer etwas besseren Chancenauswertung hätte es 8:8 enden können, und es wäre hoch verdient gewesen. So aber schleppt sich Lok Traisen wie ein altes Dampfross mit der letzten Schaufel Kohlen im Kessel über die Zeit und rettet ein 8:6. Über die körperliche und mentale Leistung breitet man besser das Leichentuch von Turin.

Am Ende lassen die Mannschaften den Abend beim Koll gebührlich ausklingen. Es zeigt sich deutlich: Die verrauchte Wirtshausstube ist nach wie vor ihr natürliches Biotop. Hier stimmt die Leistung.

Fazit: Bei der Lok ist noch nichts auf Schiene. Wenn am 18.4. die bis in die Zehennägelspitzen motivierten Mannen von der Union im Prinzenpark antreten, ist eine Leistungssteigerung unabdingbar, soll nicht gleich in der ersten Partie des Jahres die lange Serie ohne Niederlage enden.